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Unterwegs mit dem Kentmere 100 und der Voigtländer Bessamatic CS
Die analoge Fotografie ist in den letzten Jahren teuer geworden. Nicht nur die gut erhaltenen alten Kameras sind durch den kleinen analogen Foto Hype im Preis deutlich nach oben gestiegen, auch die Preise für Filme sind recht stark angezogen. Einen Kodak Farbfilm zu kaufen ist finanziell z.B. schon recht sportlich. Und wenn man dann noch einen großen Filmdurchsatz hat...
Es gibt aber immer noch günstige Filme zu kaufen, wenn auch keine Farbfilme. In der monochromen Ecke sind da z.B. die Artikel von Foma zu finden oder auch den Kentmere 100 (400) aus der Ilford Familie. Ich habe den Kentmere 100 einmal ausprobiert, um eine Kamerakombi bestehend aus der Voigtländer Bessamatic CS und dem neu angeschafften Voigtländer Septon 50mm f2.0 zu Testen. Ich habe also die Kleinbild 35mm Version des Films ausprobiert. Gibt es aber auch als Mittelformat 120 Version. Gerüchten zufolge soll im Agfa APX 100 das gleiche Filmmaterial zu finden sein, den es immer mal wieder bei z.B. Rossmann zu finden gibt. Dort allerdings zu deutlich höheren Preisen. Aktuell (01.2024) bekommt man ihn im Versand, also die 36 Bilder Filmpatrone, für 5.50-6.20EUR.
Die Voigtländer Bessamatic CS habe ich voll funktionsfähig angeschafft, doch leider ist nach einem halben Jahr (oder war es schon vor einem Jahr...) der batteriebetriebene CdS Belichtungsmesser nicht mehr funktionsfähig. Wirklich ärgerlich, aber damit muss man bei einer ca. 55 Jahren alten Kamera immer mitrechnen. Ich habe ja auch noch eine Bessamatic de Luxe mit noch recht gut funktionierten Selen Belichtungsmesser. Die hat leider im letzten Sommer versagt, der Zentralverschluss wollte nicht mehr richtig auslösen. Erst waren die Belichtungszeiten deutlich zu lang, dann hat er sich ganz festgesetzt. Zuhause konnte ich es zwar wieder beheben, mit leichtem Klopfen und erwärmen. Das große Vertrauen war aber nicht mehr da und so besorgte ich mir eine Bessamatic CS. Auch ein Septon hatte ich schon vorher gehabt, doch leider funktioniert dort die Blendensteuerung nicht immer, sie ist meist immer voll geöffnet. Das habe ich aber auch erst später festgestellt und mich nur über so manche merkwürdigen Bildergebnisse gewundert. Meine jetzige neue Version des Objektivs ist aber ohne Fehler.
Ach ja, der Belichtungsmesser. Der funktioniert ja kameraseitig an der CS nicht mehr, also nutzte ich den Lunasix 3 von Gossen. Hier auch meist mit den Tele Vorsatzgerät, um den Messbereich genauer einzugrenzen. Der funktioniert noch recht gut und passt auch zeitlich (Einführung 1966) ganz gut zur Bessamatic.
Der Kentmere 100 ist ein Film mit klassischen Korn, aber sehr fein auflösend. Wenn man sich einmal eine 100% Vergrößerung ansieht, ist es wirklich nicht sehr ausgeprägt. Das hängt natürlich auch immer so ein wenig mit der Verarbeitung des Filmes ab. Entwickelt habe ich mit Adox XT-3 und eingescannt wurde er mit dem Minolta Scan Dual III. Den XT-3 kann man als Ausgleichsentwickler nennen und ist recht universell einsetzbar. Es ist die Adox Version des Kodak xtol ohne deren schlechten Auflösungsvermögen beim Ansetzen der Mischung des Pulverentwicklers. Der Scanner ist auch nicht grade bekannt für seine überragenden Leistungen. Insbesondere hebt er oft das Filmkorn deutlich hervor. Aber hier bin ich mit der Kombination aus Film, Entwickler und Scanner sehr positiv überrascht worden. Das gefällt mir richtig gut.
Die erzielte Schärfe des Kentmere 100 finde ich auch sehr gut, zusammen mit der verwendeten Optik. Das Voigtländer Septon ist schon ein tolles Objektiv. Neben der Schärfeleistung ist noch das Kontrastverhalten zu erwähnen. Hier ist der Film nicht ganz so stark wie z.B. sein Ilford Kollege FP4+. Es ist aber auch nicht schlecht und wer den FP4+ nicht kennt wird auch nichts zu meckern haben. Die Verteilung der Graustufen gefällt mir auch recht gut und man kann ihn durchaus als Universalfilm bezeichnen. Alle Fotos sind auch ohne Farbfilter entstanden, die am Kontrast noch etwas hätten verbessern können. Aber ich wollte ja auch erst einmal den Film ohne so etwas testen.
Allerdings hat er möglicherweise eine Schwachstelle, und das ist der nicht oder nur gering vorhandene Lichthofschutz. Das sieht man hier recht gut bei dieser Nachtaufnahme. Im Ausschnitt ist ein deutlicher Lichtkranz um starke Lichter erkennbar. Im hellen ist das weniger ein Problem, bei Dunkelheit oder der Nachtfotografie aber deutlich sichtbar. Früher war das ein Indiz für mangelhafte Filmqualität, heute wird teilweise genau so etwas gesucht für kreative Fotografie oder als bildgestalterisches Mittel. Mir gefällt das nicht ganz so gut, aber das ist auch nur meine persönliche Meinung. Was auch noch auffällt sind die Lichtreflexionen, die durch die starken Lichtquellen im Objektiv hervorgerufen werden. Die kommt nicht durch eine möglicherweise vorhandene Linsenseperation zustande (hat mein Septon nicht), sondern durch die Linsenbeschichtung der damaligen Technik. Kann man halt nicht mit modernen Optiken vergleichen, aber warum sollte man das auch machen... Wenn ich so etwas nicht sehen möchte, kann ich auch gleich Digital mit modernen Gerätschaften fotografieren.
Der Kentmere 100 trocknet übrigens aufgehängt nach der Entwicklung komplett plan, nicht so wie z.B. der Adox CHS 100II, der sich immer wieder aufrollen möchte. Dadurch ist nicht nur das Scannen eine wahre Freude, auch beim Ausbelichten mit einem Vergrößerer in der Dunkelkammer ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Nach ein paar Fotos folgt noch am Ende mein Fazit, einmal zum Kentmere 100 und dann noch zur Bessamatic und dem Septon.
Fazit
Die Voigtländer Bessamatic CS mit dem Septon 50mm f2.0 ist ein schwerer, technisch hochkomplexer mechanischer Fotoapparat und Objektivkombination aus deutscher Fertigung, wo eigentlich diese Art der Kameras (Zentralverschluss) zu dieser Zeit nicht mehr mit den japanischen Schlitzverschluss Kameras mithalten konnte. Die Haptik, Verarbeitung und das wertige Gefühl dieser Kamera ist aber umwerfend gut und die Bildergebnisse sprechen für sich. Zusammen mit dem Kentmere 100 und sein feines Filmkorn, seiner Detailtreue und guter Grauabstufung sowie Kontrastverhalten passt das alles super zusammen. Da kann man auch über den geringen Lichthofschutz hinwegsehen, der meist erst richtig bei der Nachtfotografie zu sehen ist. Entwickeln und weiterverarbeiten ist völlig problemlos und macht einfach Spaß, also eine klare Empfehlung zum Kentmere 100, auch für den Anfänger. Das wird erst einmal mein Standartfilm für die Kleinbildfotografie werden.
Kommentare: 1
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Danke für diesen tollen Blogeintrag. Ich nutze auch gerne den Kentmere pan 100 und 400. Ein toller und noch einigermaßen günstiger Film.